Ein Schwabe in Marokko!
In Schäfers viertem Fall verschlägt es den altgedienten Polizisten in den Orient. Die gerade erst wieder aufgetauchte weltberühmte „Sphinx von Marrakesch“ ist abermals verschwunden, und ausgerechnet die Rentnerin Erna Bromstetter scheint in den Diebstahl verwickelt zu sein.
Oberkommissar Schäfer und ein junger marokkanischer Polizist sind dem Täter auf der Spur, doch bald wird klar, dass es um viel mehr als um Diebstahl geht …
Lektorat
Ein Schwabe in Marokko, das ist schon mal ein guter Pitch. Warum?
Weil er Gegensätze vereint. Schwaben gelten als heimatverbunden, und wenn sie reisen, dann an den Bodensee oder bestenfalls in die Schweiz. Natürlich ist das ein Vorurteil. Aber dadurch wirkt der Schwabe in Marokko. Der Satz ist außerdem kurz und knapp, der Leser muss nicht lange überlegen, was er bedeutet. Auch der ganze Klappentext glänzt durch Kürze, er reißt den Konflikt an, ist nicht statisch.
Der zweite Satz führt den Pitch noch mal aus, liefert ein paar zusätzliche Details. Es ist der vierte Fall einer Krimireihe rund um den Polizisten Schäfer.
Eine Information pro Satz
Dann kommt ein Satz, die sehr viel länger ist. »Die gerade erst wieder aufgetauchte weltberühmte ‚Sphinx von Marrakesch‘ ist abermals verschwunden, und ausgerechnet die Rentnerin Erna Bromstetter scheint in den Diebstahl verwickelt zu sein.« Dieser Satz packt verschiedene Informationen zusammen und wird dadurch unübersichtlich.
Denken Sie daran: im Klappentext eine Information pro Satz. Der Klappentext wendet sich an Leser, die nur kurz darauf schauen. Wenn etwas nicht gleich klar ist, legen sie ihn wieder weg.
Dazu kommt die gepackte Information mit einer Partizipkonstruktion. Wir haben also:
– eine Partizipkonstruktion, die uns sagt, dass die Sphinx gerade wieder aufgetaucht ist
– die Information, dass diese Sphinx jetzt wieder verschwunden ist
– die Information, dass eine Rentnerin im Verdacht steht, etwas damit zu tun zu haben.
Am besten, wir entzerren das.
Welche Informationen sind nötig?
Brauchen wir für den Klappentext die Information, dass die Sphinx vor kurzem wieder aufgetaucht ist?
Nicht unbedingt. Diese Information könnte man weglassen, zum Verständnis ist sie nicht nötig. Was wir aber unbedingt brauchen: Was ist die Sphinx überhaupt? Und natürlich ist es ein schöner Gegensatz, dass sie erst wieder auftaucht und dann verschwindet:
Ein weltberühmter Edelstein, die Sphinx von Marrakesch, taucht unvermutet wieder auf. Und verschwindet gleich wieder.
Und die Rentnerin? Gönnen wir ihr auch einen Satz, in dem Fall eine Frage:
Ist etwa die Rentnerin Erna Bromstetter in den Diebstahl verwickelt?
Eine Frage ist immer besser, als eine Vermutung mit „scheint“ auszudrücken. Die Frage ist kürzer und persönlicher. Und »ausgerechnet Erna« setzt voraus, dass Erna dem Leser schon bekannt ist.
Der offene Schluss
Dann kommt der Schlusssatz: „Oberkommissar Schäfer und ein junger marokkanischer Polizist sind dem Täter auf der Spur, doch bald wird klar, dass es um viel mehr als um Diebstahl geht …“ Er deutet den weiteren Verlauf an. Es geht nicht nur um die Sphinx, sondern noch mehr steht auf dem Spiel. Damit ist der Konflikt des Krimis angerissen.
Aber auch hier wäre ein Punkt angebracht. Besser wäre:
Oberkommissar Schäfer und ein junger marokkanischer Polizist sind dem Täter auf der Spur. Doch bald wird klar, dass es um viel mehr als um Diebstahl geht …
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