Was gehört in eine Bewerbung bei Literaturagenten oder Verlagen? Auf jeden Fall ein Anschreiben, eine Textprobe (die sagt, ob der Autor schreiben kann) und ein Exposé (das sagt, ob der Autor eine Geschichte zu Ende bringen kann). Manche Lektoren und Agenten lesen erst die Textprobe, andere erst das Exposé. Das ist individuell und je nach Genre unterschiedlich. Wichtig sind beide.
Achtung: Üblicherweise bezeichnet man mit »Exposé« nur das eigentliche Exposé mit der Handlung. In letzter Zeit bezeichnen einige auch die gesamte Bewerbung als Exposé.
Das Anschreiben
Das Anschreiben sollte – wie alles, das Sie Agenten oder Verlagen senden – kurz sein. Und halten Sie es persönlich, nicht: »Sehr geehrte Damen und Herren«, sondern mit der Anrede der Person, die zuständig ist. Die finden Sie im Impressum oder im Personenverzeichnis.
Gut ist ein Satz, warum Sie diesen Verlag, diesen Agenten ansprechen. Ein Buch aus dem Programm nennen, das ihrem Projekt ähnelt, das Sie schätzen.
Danach folgt die Vorstellung Ihres Manuskripts mit Arbeitstitel, Genre und, ganz wichtig, den Pitch, der Appetit macht, sich die weiteren Unterlagen anzusehen.
Genre
Genre ist wichtig, damit der Buchhändler weiß, in welches Regal er das Buch stellen muss und der Verlag, an welche Leser es sich richtet. Am besten schreiben Sie es in das Anschreiben und nochmals vor das Exposé.
Zielgruppe
Verlage verlangen gerne eine Angabe der Zielgruppe. Die wenigsten Autoren können das liefern. Verzichten Sie auf Formulierungen wie: »Für alle Liebhaber spannender Bücher zwischen 18 und 80«. Das Genre liefert eine bessere Zielgruppe. Wenn Zielgruppe, geben Sie vergleichbare Bücher an, zB. »Für Leser von Sebastian Fitzek«. Auch die Zielgruppe gehört, wenn angegeben, vors Exposé.
Exposé
Ein Exposé beschreibt die Handlung der Geschichte. Umfang: ein bis drei Normseiten (ca 1500-5000 Anschläge). Daraus sollte hervorgehen:
– die Hauptfigur
– was die Geschichte in Gang setzt
– der Konflikt
– das Ziel der Hauptfigur
– der Gegenspieler
– die wichtigsten Wendepunkte der Geschichte
– wie sie ausgeht
– maximal fünf Personen, mehr wird unübersichtlich
Textprobe
Die Textprobe umfasst ca. 30-50 Normseiten, wählen Sie den Anfang Ihres Romans aus. Es ist schwierig die Qualität von Seiten zu beurteilen, wenn man nicht weiß, was davor passierte.
Optionen
Je nach Projekt können Sie weitere Unterlagen beifügen. Vor allem, wenn das Exposé umfangreich ist, verschieben Sie die Hintergrundinformationen in einen eigenen Punkt und fügen einen Personenliste an.
Kurzexposé
Das Kurzexposé ist aufgebaut wie ein Klappentext und steht, falls vorhanden, vor dem Exposé. Es hat zwischen 400 und 800 Anschläge und enthält wie der Klappentext den Anfang der Geschichte mit Hauptfigur, Konflikt und Gegenspieler. Es bietet sich als Appetithappen an, wenn das Exposé umfangreich ist. Der Leser kann so schnell entscheiden: »Ist es was für mich?«. Falls ja, liest er das vollständige Exposé.
Personenliste
Die Personenliste ist keine Pflicht, oft aber nützlich. Sie umfasst alle Personen, die im Exposé vorkommen, beschreibt sie mit einem (!) Satz und nennt nur die entscheidende Eigenschaft der Personen. Fügen Sie es hinter dem Exposé ein.
Bitte nicht erklären, was die Person in der Geschichte tut, das gehört in das Exposé!
Beispiele:
Angela Merkel: Eine Teflon Kanzlerin, die alles an sich abgleiten lässt.
Helmuth Kohl: Ein Schwergewicht, das jede Katastrophe aussitzen kann.
Heinrich Faust: Ein alternder Wissenschaftler, der auf kleinen Mädchen steht.
Hintergrund
Haben Sie eine unbekannte Phantasiewelt, einen speziellen historischen Zeitabschnitt oder eine neue Technik, können Sie das als eigene Seite nach dem Exposé beilegen. Denken sie daran: Der Lektor, dem Sie Ihr Angebot schicken, ist ein Fachmann des Genres, er kennt die üblichen Verdächtigen. Was Trolle sind, muss man einem Fantasylektor nicht erklären.
Mit dem Hintergrund wird das Exposé entschlackt.
Autorenvita
Hier gehört nicht Ihr kompletter Lebenslauf hinein, wohl aber alles, was für das Schreiben wichtig ist. Wenn Sie veröffentlicht haben, dann sollte hier eine Liste der Titel stehen. Veröffentlichungen, für die Sie gezahlt haben, sollten Sie auf keinen Fall nennen. Die Verlage kennen sich, jeder weiß, wer „Zuschüsse“ verlangt. Selfpublishing können Sie nennen, vorausgesetzt, es waren keine Ladenhüter.
Auch Details Ihres Lebenslaufes, die dem Verlag bei der Vermarktung helfen, sollten Sie aufführen. Wenn Sie Sängerin in einer Punkband waren, schreiben Sie das hinein. Dass Sie Abitur haben, ist weniger interessant.
Haben Sie eine besondere Verbindung zu dem behandelten Thema, gehört dies in die Vita. Spielt Ihr Roman in Kalifornien und Sie haben dort fünf Jahre gelebt, geben Sie das an.
Preise oder Auszeichnungen sollten Sie ebenfalls aufzählen.
Wenn Sie weitere Romane oder Fortsetzungen in Planung haben, können Sie dies hier erwähnen.
Das amerikanische Anschreiben
Das amerikanische Anschreiben besteht aus dem Anschreiben und zehn Seiten Leseprobe. Der erste Satz des Anschreibens stellt das Projekt mit Genre vor. Die nächsten ein bis drei Absätze sind ein Kurzexposé, das vor allem das Besondere des Projekts in den Vordergrund stellt (ohne den Schluss zu nennen). Am Schluss folgt ein Absatz mit dem Autor und warum er geeignet ist, dieses Manuskript zu schreiben. Dazu eine Textprobe über zehn Seiten.
Erst wenn der Agent Interesse hat, fordert er das ausführliche Exposé und das Manuskript an. Wenn Ihnen solche Kurztexte liegen, können Sie es mit dieser Bewerbung versuchen.
Literaturagent oder Verlag
Mit einem neuen Projekt sollte man zunächst Agenten anschreiben. Wenn Sie Verlage angeschrieben haben, ist das Projekt für Agenten verbrannt. Große Verlage beziehen heute die meisten neuen Bücher von Agenten.
Wenn kein Agent anbeißt, können Sie kleinere Verlage ansprechen. Diese sind für Agenten nicht interessant, haben anderes Zielpublikum, sind regional orientiert.
Und immer sollte man überlegen: Will ich Verlag oder Selfpublishing?
Literatur
Zwölf Dinge, die jeder Autor über Exposés wissen sollte
Drei Seiten für ein Exposé
Die Geschichte ausgraben: Plots und Exposés entwickeln
Workshop: Exposé und Pitch