Der Plot
Erste Fassung:
Wie ferngesteuert berühren Max´ Finger die Tastatur. Buchstaben bilden Wörter, Wörter verketten sich zu Sätzen. Sätze, die bereits zwei Menschen den Tod gebracht haben.
Wie viele noch?
Die Mordopfer in Max´ Auftragskrimi sterben in Wirklichkeit, und er weigert sich, weiterzuschreiben.
Dann verschwindet seine Tochter …
Immer tiefer verstrickt sich Max in das Netz eines unsichtbaren Feindes. Bis ihm klar wird, dass der Horror mit dem letzten geschriebenen Satz nicht endet, sondern erst beginnt.
Lektorat, erste Fassung
Dieser Klappentext beginnt mit einem Zitat aus dem Manuskript. Der Inhalt des Zitats verweist auf den Konflikt – die Sätze von Max bringen Menschen den Tod. Dennoch wirkt das Zitat nicht wirklich gut. Denn dass Buchstaben Wörter bilden, Wörter sich zu Sätzen verketten, ist zwar richtig, wirkt aber nicht spannend. Diesen Teil des Zitats würde ich kürzen.
Im zweiten Teil des Klappentextes wird der Konflikt verschärft. Max weigert sich, weiterzuschreiben. Und dann verschwindet seine Tochter.
Das würde ich schärfer formulieren:
Dann wird seine Tochter entführt.
Der letzte Satz ist lang, enthält Überflüssiges und wirkt deshalb schwach. Kürzer wäre er knackiger:
Doch mit dem letzten geschriebenem Satz endet der Horror nicht, sondern …
Klappentext, zweite Fassung:
Wie ferngesteuert berühren Max´ Finger die Tastatur. Buchstaben bilden Wörter, Wörter verketten sich zu Sätzen. Sätze, die bereits zwei Menschen den Tod gebracht haben.
Wie vielen noch?
Der erfolglose Krimiautor Max Delius erhält den Auftrag, einen Bestseller zu verfassen, genau nach vorgegebenem Plot. Noch während er schreibt, sterben die ersten Mordopfer in Wirklichkeit.
Nachdem er sich weigert, weiterzuschreiben, gerät seine Tochter in die Macht eines unsichtbaren Feindes. Max muss das Werk vollenden, sonst stirbt sie.
Beim nächsten Anschlag fliegt unverhofft der Killer auf, und das Unvorstellbare geschieht: Max wird als Hauptfigur in die eigene Geschichte hineingezogen.
Lektorat, zweite Fassung
Auch die zweite Fassung beginnt mit dem Zitat. Danach wird es anschaulicher, weil diese Fassung Max Delius vorstellt und warum er den Thriller schreibt. Ich würde hier das Wort „Thriller“ verwenden, „Bestseller“ ist nichtssagender und sie sind vor allem nicht planbar. bei einem Thriller erwartet jeder Morde – allerdings nur auf dem Papier.
Im zweiten Absatz stört mich die „nachdem“-Konstruktion. Klappentexte lieben kurze Sätze und sollten die Dinge auf den Punkt bringen (außerdem heißt es hochsprachlich „als“). „Gerät in die Macht eines unsichtbaren Feindes“ klingt harmloser als „wird seine Tochter entführt“. Letzteres weckt mehr Emotionen beim Leser.
Der letzte Absatz ist wieder sehr aufgebläht mit Informationen. Der Killer fliegt auf, und Max wird in seine eigene Geschichte hineingezogen. Außerdem ist „das Unvorstellbare geschieht“ inhaltsleer und unanschaulich. Das ginge kürzer und spannender: „Und dann wird Max zur Hauptfigur der eigenen Geschichte …“
Vorschlag neue Fassung
Bei Klappentexten wie bei Romanen gibt es keine „richtige“ und „falsche Lösung“. Man hat immer unterschiedliche Möglichkeiten und kann auswählen, welche am besten zum Buch passt und den Leser reizt, das Buch aufzuschlagen.
Mehrere Fassungen sind immer eine gute Idee, um einen spannenden Klappentext zu schneidern. Hier ist mein Vorschlag, zusammengesetzt aus den beiden Fassungen:
Max´ Sätze haben bereits zwei Menschen den Tod gebracht.
Der erfolglose Krimiautor Max Delius erhält den Auftrag, einen Thriller zu verfassen. Und während er schreibt, sterben die Mordopfer nicht nur auf dem Papier, sondern auch in Wirklichkeit.
Er weigert sich, weiterzuschreiben.
Daraufhin wird seine Tochter entführt.
Max muss sein Werk vollenden, sonst stirbt sie.
Und der Horror endet nicht mit dem letzten geschriebenen Satz.
Hier habe ich die Info, dass er selbst in die Geschichte hineingezogen wird, weggelassen. Das wäre ein zu großer Spoiler. Die Entführung der Tochter und die Morde in der Wirklichkeit bieten genügend Spannung und lassen den Konflikt deutlich werden. Mehr braucht es nicht.
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