Lektorat für Dummies

Eine verkäufliche Geschichte ist eine gut lektorierte Geschichte. Ein Text voller Rechtschreibfehler, Stilblüten und ohne Spannung erntet böse Rezensionen.

Aber das Lektorat ist teuer, die Lektorin verändert meinen Stil, ich gebe die Herrschaft über mein Manuskript ab, höre ich immer wieder.

Da habe ich frohe Kunde für alle.

Kalkulieren Sie, was Sie ausgeben wollen (und können)

Wenn Sie wenig Geld haben, lassen Sie Ihr Auto nicht komplett lackieren, sondern nur die Bremsen nachstellen. Denn die sind das Wichtigste. Und das kostet weniger.

Auch beim Lektorat lohnt es sich, erst einmal festzustellen: Was brauche ich? Wenn Sie neu im Geschäft sind, benötigen Sie eine Einschätzung: Wo stehe ich, was muss ich dringend tun? Mit defekten Bremsen zu fahren, ist so wenig empfehlenswert, wie mit flachen langweiligen Personen einen Roman zu verbringen.

Verlage und Agenturen lesen nur die ersten Seiten, weil Fachleute daraus eine Menge entnehmen können. Wenn Sie wissen wollen, wie ihr Text auf Fachleute wirkt, buchen Sie ein Lektorat der ersten Seiten. Vier bis zehn reichen.

Eine gute Lektorin kann Ihnen dann sagen, was Ihre Stärken und was Ihre Schwächen sind. Dann wissen Sie, woran Sie als Erstes arbeiten sollten. Und ein guter Lektor sagt Ihnen, wie sie es verbessern können. Alles auf einmal überarbeiten geht sowieso nicht.

Und natürlich können Sie genau für die Szenen ein Lektorat mit Diskussion buchen, bei denen Sie besondere Probleme haben.

Lektorat ist Üben, Üben, Üben

„Man braucht viele Jahre, um über Nacht berühmt zu werden“, sagt die Bestsellerautorin Nina George. Und die meisten Bestsellerautoren dürften ihr zustimmen. Jedes Lektorat ist auch eine Übungseinheit mit einem guten Sparringspartner. Sie werden sich durch weiterentwickeln. Deshalb macht es am Anfang keinen Sinn, gleich ein ganzes Manuskript lektorieren zu lassen, siehe Punkt 1.

Ein Sparringspartner deckt Ihre Schwachstellen auf. Er landet schmerzhafte Hiebe dort, wo sie nicht aufpassen. Nichts anderes tun Lektorinnen und Lektoren.

Stil ist Silber, Spannung Gold

Wie ich im letzen Blogeintrag geschrieben habe: Ihr Text muss einen Film im Leser ablaufen lassen. Ohne Spannung nützt der beste Stil, die korrekteste Grammatik und Rechtschreibung nichts.

Ob Sie spannend schreiben können, sieht der Fachmann an den den ersten Seiten. Ob Ihr Plot funktioniert, Ihre ganze Geschichte einen Film ablaufen lässt, das prüfen die Agenturen und Verlage durch das Exposè. Und natürlich können auch Sie damit ein Lektorat beauftragen. Meist stellt sich in der Diskussion heraus, wo es Plotlöcher gibt und ob das Ende funktioniert.

Viele Autorinnen und Autoren glauben, dass das Lektorat dann Ihre Geschichte verfälscht. Das Gegenteil ist richtig: Ein gutes Lektorat macht Ihre Geschichte besser. Ihre Lektorin, Ihr Lektor will Ihre Geschichte zum Funkeln bringen. Wenn sie daraus eine andere Geschichte macht, sollten sie das Lektorat wechseln. Auch ein Grund, nicht gleich das ganze Manuskript für viel Geld lektorieren zu lassen.

Das heißt nicht, das Stil, Grammatik nebensächlich sind. Aber als erstes muss der Plot stimmen. Dann wird am Stil und der Grammatik gefeilt.

Das Lektorat unterstützt, aber schreibt nicht

Ihr Lektorat ist Ihr Sparringspartner. Der Sparringspartner kämpft nicht für sie, er macht sie fit für den Kampf. Und ein Lektorat erspart Ihnen nicht Schweiß, Blut und Tränen. Sie müssen mit dem Lektorat mitarbeiten, lernen, das, was dort herauskommt, beim nächsten Text anzuwenden.

Wenn Sie Ihren Text einem Lektorat übergeben wollen, um sich danach im Liegestuhl auszuruhen und auf den fertigen Text zu warten, benötigen Sie einen Ghostwriter, kein Lektorat.

Workshop statt Lektorat

Es gibt eine Vielzahl von Organisationen, die Schreibworkshops anbieten. Meist leitet ein Moderator zusammen mit einer bekannten Schriftstellerin diese Workshops. Sie können dabei eine Menge lernen, über das Schreiben und über die Überarbeitung. Nicht nur von einem professionellen Schriftsteller, sondern auch von anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Aus Fehlern wird man klug, auch aus denen der Kollegen. Oft bilden sich aus dem Teilnehmerkreis Gruppen, die weiter miteinander an den eigenen Texten arbeiten.

Testleserinnen

Natürlich können auch Testleser bei der Überarbeitung helfen. Sie erfahren, wie Ihr Text wirkt, sollten aber möglichst konkrete Fragen stellen.
Nicht: Hat dir der Text gefallen?
Sondern: Was hat dir besonders gut gefallen? Was gar nicht?
Die meisten Menschen scheuen sich, im persönlichen Gespräch zu sagen, dass der Text nicht gefallen hat. Wenn sie positive und negative Rückmeldungen äußern können, fällt es Ihnen leichter. Und Sie erfahren sehr viel genauer, wo sie nacharbeiten sollten.

Allerdings können die meisten Testleserinnen zwar sagen, was gefallen hat, was nicht. Aber die wenigsten können genau begründen, warum etwas gut und anderes gar nicht gefallen hat. Geschweige denn, wie man es ändern könnte.

Wenn Sie einen Testleser finden, der das genau benennen kann, dann haben Sie Glück. Hegen und pflegen Sie ihn. Und wundern Sie sich nicht, wenn dieser Testleser irgendwann ins professonale Lager des Lektorats wechselt.

Lektorats-Coaching

Sie können auch blockweise mit einem Lektorat arbeiten. Sie schicken jeweils einen Block, den Sie fertig geschrieben haben, an den Lektor. Der korrigiert ihn und sagt Ihnen, was Ihre Stärken und Schwächen sind. Entsprechend überarbeiten Sie den nächsten und lernen so während des Schreibens eine Menge darüber. Obendrein bekommen Sie mit jedem lektorierten Block eine Motivation zum Weiterschreiben.

Und Sie können das jederzeit abbrechen und zahlen immer nur einen Block, statt eine große Summe auf einmal.

Resüme

Wer professionell schreiben will, braucht ein Lektorat. Aber es gibt eine Vielzahl von möglichen Lektoraten, nicht nur das Lektorat eines ganzen Manuskripts. Überlegen Sie, was Sie wissen wollen, was Ihr Text braucht, was Ihr Konto erlaubt.
Und ein gutes Lektorat macht nicht nur den Text besser, sondern auch die Schreibe der Autorin.

Literatur und Links

Was dem Lektorat auffällt, Sieben Verlag, Hans Peter Roentgen
Lektorat finden: https://www.vfll.de/lektor-in-finden/

Schicken Sie mir vier Seiten Ihres Textes (hpr@textkraft.de) und mit etwas Glück bespreche ich ihn hier im nächsten Blog

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